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Wilhelm Weitling, 68, Richter a.D., gerät auf dem heimischen Chiemsee in einen Sturm, der ihn so durchschüttelt, dass er in einer Art Zeitschleife in seine eigene Jugend versetzt wird. Als 16-Jähriger hatte er an eben der Stelle gleichfalls einen schweren Segelunfall, dem er nur knapp mit dem Leben entkam. Nun ist er als unsichtbarer Geist, der sich nicht mitteilen kann, dazu verurteilt, sich selbst zu begleiten und zu beobachten. Trügen die Erinnerungen oder wird das Leben aufgrund von Nuancen anders verlaufen? Vergeht die Zeit in der Jetztzeit in gleicher Weise oder hält sie den Atem an, wartet seine Frau Astrid auf ihn? Der alte Weitling wird inmitten der unverhofften Zeitreise unsicher. Des jungen Willis Leben im Gymnasium ist auch eine Art Sittenbild der deutschen Adoleszenz der 1950er-Jahre inmitten von Nazi-Trauma und ungestümem Aufbruch. Und es ist eine Biografie, die Elemente des Lebens von Sten Nadolny aufgreift. Gert Heidenreichs ungekürzte Lesung verströmt diese Stimmung, die mit einer anspruchsvollen "Sommerfrische" bestens beschrieben werden kann.